Degenerative Myelopathie
Was ist die degenerative Myelopathie?
Die degenerative Myelopathie (DM) ist eine genetische Rückenmarkserkrankung, die bei Hunden die Leitungsbahnen stört. Sie ist chronisch, progressiv und nicht behandelbar. Beim Fortschreiten der Krankheit wird der Bewegungsapparat des Hundes immer weiter eingeschränkt, bis es zu einer Lähmung kommt.
Die degenerative Myelopathie tritt hauptsächlich bei älteren Hunden auf.
Sie wird auch als “Schäferhund-Myelopathie” bezeichnet, da sie in der frühen Tierforschung besonders bei Deutschen Schäferhunden diagnostiziert wurde. Der ehemalige Verdacht, dass nur Schäferhunde erkranken würden, hat sich aber relativ schnell gelegt. Nachgewiesen wurde die Myelopathie auch bei Rassen, wie dem Berner Sennenhund, Collie, Husky, Boxer, Rhodesien Ridgeback oder dem Hovawart.
Tierärzte gingen erst davon aus, dass die Krankheit ausschließlich große Hunderassen betrifft. Doch letztendlich kann jede Rasse betroffen sein, auch kleinere, wie der Pudel, Jack Russell Terrier oder Wachtelhund. Außerdem können auch Mischlinge aus diesen Rassen erkranken.
Degenerative Myelopathie - die Symptome bei Hunden
Schon zu Beginn der Myelopathie sind die Anzeichen schnell ersichtlich. Der Hund kann seine Gliedmaßen zunehmend schlechter koordinieren, seine Hinterläufe geben nach, und seine Pfoten schleifen beim Laufen. Es ist durchaus typisch, dass die Krankheit an den Hinterbeinen anfängt und dann nach vorne wandert.
Weitere Symptome sind:
- Verspannungen und Verkrampfungen im Lendenbereich
- Gleichgewichtsschwankungen, deutlich erkennbar beim Schütteln
- Eine gestörte Selbstwahrnehmung
- Schwierigkeiten beim Sitzen, Liegen und besonders Aufstehen
- Sensibilitätsstörungen in den Pfoten
- Inkontinenz
Mit der Progression steigern sich die Einschränkungen des Hundes. Seine Koordination lässt weiter nach, und auch die Kraft in seinen Beinen schwindet. Auffallend ist auch die Verlangsamung der Reflexe, bis sie irgendwann komplett aussetzen. Es fällt ihm somit immer schwerer sich zu bewegen, und es folgt eine nicht auszuhaltende Lähmung der Hinterhand.
Durch die vorrückende Lähmung wird der Hund nicht mehr in der Lage sein sich selbständig fortzubewegen und ist auf Hilfe angewiesen. Zum Ende hin, kann sich die Degeneration auch auf seine Atem- und Rachenmuskulatur auswirken, sodass es zu Atemproblemen und Schluckbeschwerden kommt.
Der Hund hat bei der degenerativen Myelopathie keine Schmerzen. Da es sich um eine innere Läsion handelt, und nicht um eine Reizung oder Entzündung der Nerven, unterscheidet sich das Krankheitsbild von anderen Erkrankungen.
Einige der genannten Symptome können für Störungen oder Entzündungen des Nervensystem oder des Bewegungsapparats des Hundes stehen. Darunter fallen beispielsweise der Bandscheibenvorfall, die Kompression der Nerven (Degenerative lumbosakrale Stenose), oder die Verknöcherung der Wirbelsäule (Spondylose). Das Fortbleiben von Schmerzen ist das einzige Merkmal, das sich von diesen Erkrankungen absetzt.
Wieso erkrankt mein Hund? Die Ursachen
Als die degenerative Myelopathie erstmals erforscht wurde, ging man davon aus, dass nur Deutsche Schäferhunde und große Hunderassen daran erkranken würden. In der Theorie kann jedoch jede Rasse, und ebenso Mischlinge mit DM diagnostiziert werden.
Nachdem weiter an der Krankheit geforscht wurde, hat ein Team aus amerikanischen und schwedischen Forschern den Risikofaktor in den Genen von Welsh Corgis und ein paar anderen Hunderassen lokalisiert. Sie beobachteten dabei eine Mutation des SOD1-Gens, die definitiv zur degenerativen Myelopathie führen kann.
Die Mutation des Gens verursacht eine Veränderung des Superoxid-Dismutase Protein. Seine Aufgabe ist es, die Rückenmarkszellen von freien Sauerstoffradikalen zu schützen. In den Zellen des Hundes entstehen freie Radikale, die sowohl die Erbsubstanz also auch die Zellintegrität beschädigen. Betrifft dies die Nervenzellen, so können sie sich nicht mehr teilen und die kaputten Zellen nicht mehr ersetzen.
Zum Vergleich wurde die amyotrophe Lateralsklerose beim Menschen herangezogen, bekannt als ALS. Festgestellt wurde auch hier, dass der genetische Defekt ein Bestandteil der Ursache ist.
Somit ist die Mutation des SOD1-Gens zwar ein Risikofaktor der degenerativen Myelopathie, jedoch nicht die alleinige Ursache für die Erkrankung. Welche Faktoren noch eine Rolle spielen, ist bis heute ungeklärt.
Kann auf Myelopathie getestet werden?
Die degenerative Myelopathie wird durch ein Ausschlussverfahren anderer neurologischer Erkrankungen festgestellt, da bisher keine ausreichenden Informationen zu weiteren Ursachen als die Mutation des SOD1-Gens gefunden wurden. Zusätzlich kann ein Erbkrankheiten Gentest für Hunde Beweise liefern.
Gentest
Dadurch, dass es sich bei dieser Krankheit um eine genetische Mutation handelt, kann sie mit Hilfe eines Gentests diagnostiziert werden. Dieser spezielle Test ist seit Kurzem auch in Deutschland durchführbar, und liefert die Erkenntnis darüber, ob ein Hund das SOD1-Gen in sich trägt oder nicht.
Dieser Test kann aber nur das Risiko bestimmen, nicht dass die Krankheit definitiv ausbrechen wird. Selbst wenn ein Hund positiv getestet wird, heißt das nicht, dass er später erkrankt.